Vom unbezwingbaren Teufelsloch ins wildromantische Langfigtal
In unserem Kurzurlaub an der Ahr hatten wir eigentlich nur geplant, die letzen 6 km des Rotweinwanderweges zu erwandern. Da das Wetter aber mitspielte und wir am nächsten Tag noch etwas Zeit hatten, beschlossen wir, auf das Altenahrer Teufelsloch aufzusteigen.
Der Sage nach war einmal der Teufel persönlich auf Brautschau in Altenahr . Auf der Burg Are erschien ihm eine schöne Jungfer auf dem gegenüber liegenden Felsen. Als er sich dort hin begab, entpuppte sich die Jungfer jedoch als seine Großmutter, die ihn zurück in die Hölle bringen wollte. In seinem Zorn schleuderte er diese durch den Felsen und so bekam Altenahr sein berühmtes Teufelsloch. Nach einem ausgiebigen und späten Frühstück verließen wir das Hotel Zur Traube in Altenahr und fuhren auf den Parkplatz an der Seilbahn. Diesen Tipp entnahmen wir einem anderen Blogbericht aus dem Internet.
Durch die Geisterstadt von Altenahr
Von dem Parkplatz ging es nur einige Meter zum Altenahrer Bahnhof, von wo man dann den Wanderweg Nr. 7 zum Teufelsloch nehmen kann. Was uns wirklich sehr verwunderte, war das, was wir auf diesen Metern zu sehen bekamen : Altenahr ist durch seine interessante Lage zwischen Weinbergen und zerklüfteten Felsen ,es gibt wohl auch den Begriff „Altenahrer Schweiz„, eine wahre Touristenhochburg. Jedoch befanden wir uns in dem Ortsteil rund um die Sessellift – Talstation in einer richtigen Geisterstadt. Der Sesselliftbetrieb ist wohl schon länger eingestellt, somit haben auch zahlreiche Cafes, Restaurants und Tanzlokale dort die Schotten dicht gemacht. Nicht nur, dass dort einfach nur die Läden unten waren und offensichtlich kein Betrieb mehr war, die Türen waren teilweise mit Absperrzäunen verriegelt. Für den schönen Ort ist das wirklich bedauerlich und wir hoffen, dass sich wieder ein Betreiber für den Sessellift findet. Am Bahnhof angekommen schauten wir uns nochmal das Teufelsloch hoch über uns an und dann ging es zum Aufstieg.
Wir nahmen den schmalen Pfad zwischen Bahnhof und der Ahr, der uns durch die Bahnunterführung leitete und dann sollte es auch schon zügig bergan gehen.
Direkt auf den ersten Metern Anstieg kamen uns Touristen in „FLIP FLOPS“ entgegen, deren Kinder es sehr viel Spaß bereitete mit spitzen Steinen in die Astlöcher der Bäume zu schlagen. Ob uns jetzt die Flip Flops oder der Umgang mit der Natur mehr verärgerten sei mal dahingestellt. Was das Schlimme an der Geschichte war, sahen wir nach der ersten Wegbiegung : Es handelte sich nicht nur um Astlöcher, sondern um künstlerisch gestaltete Astlöcher, in die verschiedene Fratzen von Hand gemalt waren ….!
Der felsige Pfad schlängelte sich stetig ansteigend weiter bergauf und nach den ersten Höhenmetern standen wir schon vor den ersten recht hohen Felstritten, die mit festem Schuhwerk gut zu bewältigen sind.
Da ich leider das Problem habe, ganz und gar nicht schwindelfrei zu sein, machte ich zwischendurch immer mal wieder eine Pause, in der ich mich umdrehte um zu sehen, wie der Abstieg aus der umgekehrten Perspektive aussieht. Denn durch einige, auch alpine, Wandererfahrung habe ich eines gelernt: „Gehe nur soweit, dass Du den selben Weg auch wieder zurück gehen könntest, denn Du weißt nicht, was Dich noch erwartet“!
Mit Hilfe unserer LEKI-Wanderstöcke erklommen wir gut die Hälfte des Anstieges, dann standen wir auf einem schmalen Berggrat. An diesem Punkt war es für mich persönlich leider klar : „Es ist Zeit umzudrehen“!
Umkehr kurz vor dem Ziel
Natürlich ärgere ich mich dann selbst über mich, dass mir meine Höhenangst im Weg steht, doch sowohl für mich, als auch meinen Mann ist es dann vernünftiger abzubrechen und eine andere Alternative zu suchen. An dieser Stelle möchte ich ihm auch ein großes Dankeschön aussprechen, dass er da Geduld mit mir hat und auf den ein oder anderen Gipfel verzichtet. Allerdings bietet gerade so etwas dann immer die Alternative für ihn, eine solche Tour ein anderes Mal im Rahmen einer Männer – oder Vater-Sohn-Tour anzugehen. Denn da, wo ich abbreche, fängt es für unseren Sohn gerade an spannend zu werden und dann geht er auch freiwillig wandern.
Also drehten wir um und machten uns an den Abstieg. Gerade auf dem Teil, der sehr abschüssig war und keine Stufe einer anderen glich, kam uns wieder eine Familie entgegen. Jedoch nicht die ganze Familie, denn Mama und Papa wanderten brav auf dem dafür vorgesehen Pfad und die Kinder nahmen jede Abzweigung fern ab vom Weg und spielten fangen……! Jedoch mit Turnschuhen, nicht in Flip – Flops, das muss man wenigstens hervorheben !
Unten angekommen studierten wir die Wanderkarte am Bahnhof und waren uns ziemlich schnell einig, dass wir den 5 km langen Rundweg durchs beschauliche Langfigtal als Alternative nehmen wollen. Nach einer solchen Erfahrung übte das kleine Wörtchen „Tal“ schon sehr viel Beruhigung auf mich aus. Das sollte sich dann aber später noch als Trugschluss darstellen….
Entschleunigt im Langfigtal
Wir gingen hinter der Brücke hinunter ans Ahrufer und schlenderten an den Hotelterrassen vorbei, überquerten den großen Parkplatz und gelangten so, rechtsseitig vom Tunnel in besagtes Tal. Die angenehme Kühle, die uns empfing war eine schöne Erfrischung bei den schon recht hohen Temperaturen.
in dem 205 Hektar großen Tal, das seit 1983 als Naturschutzgebiet besteht, begegneten uns neben spektakulären Felsformationen und Eidechsen auch eine Vielzahl seltener Pflanzen,die uns oft staunen und spekulieren ließen, um welche Gattung es sich da handelt. Dies ist etwas, das ich beim Wandern so schätze: Man geht noch keine 5 Minuten durch die Natur und schon wird man ohne es zu merken entschleunigt und beschäftigt sich statt mit Alltagsdingen nur noch mit den Sachen, die vor einem liegen. Da ist Abschalten garantiert !
Vorbei an Ferienhäusern, dem beruhigenden Murmeln der Ahrschleife lauschend, führte uns der asphaltierte Weg weiter ins Tal. Uralte Steinmauern durch die sich der Efeu seinen Weg sucht und bizarre Baumformationen ließen uns Stück für Stück mehr im Wanderglück versinken.
Meine Herausforderung des Tages
Der asphaltierte Weg ging bald in einen dicht an der Ahr verlaufenden Pfad über und endete auf einem breiten Waldweg.
Nun sollte meine persönliche Herausforderung kommen – eine für Normalsterbliche sichere Betonbrücke stellte sich für mich als unüberwindbares Hindernis dar.
Die Ahr hatte sehr viel Wasser und somit auch eine gute Strömung, was sich nicht unbedingt positiv auf meinen Gleichgewichtssinn auswirkte. Mein Mann ging ein Liedchen pfeifend über die „Brücke des Grauens“ und ich stand da und überlegte, wie ich das andere Ufer erreiche. Wieder einmal hatte ich eine Wut auf mich selbst. „Es kann doch nicht so schwierig sein, über eine feste Betonbrücke zu gehen?“. Was mir bei meinem Problem fehlte, war eine „optische Sicherung“. Es gab wohl auf beiden Seiten ein schmales Geländer, doch statt einer richtigen Brüstung gab es nur einen schmales, durchhängendes Stahlseil.
Während mein Mann sich seinem Schicksal hingab und mal eben seine Mails checkte, tauchte ein älteres Ehepaar hinter mir auf. Die beiden stellten sich neben mich und fragten, ob die Brücke denn nicht sicher sei. Ich entgegnete, dass die Brücke bestimmt sicher sei, nur leider nicht für mich! Das nette Angebot, mich in die Mitte zu nehmen und mich einfach mit geschlossenem Augen von den beiden führen zu lassen, habe ich dann freundlich ausgeschlagen. Der freundliche Mann erzählte noch einen schönen Witz, bei dem es in der Kurzfassung um, von Felsen gestoßene Ehefrauen ging, was aber nicht strafbar sei, denn man könne seinen Drachen schließlich fliegen lassen, wo man möchte, dann wanderten die beiden weiter.
Nach gefühlten 30 Minuten habe ich es dann tatsächlich auch geschafft das andere Ufer zu erreichen. Ich bin immer 2 Schritte weiter gegangen, hab mich dann wieder hingestellt und gewartet, bis ich mich sicher und nicht schwindlig fühlte, so hatte ich es dann Stück für Stück geschafft. Egal wie…..ich hatte es gemeistert.
Nach großem Lob von Seiten meines Mannes, der wahrscheinlich in der Zwischenzeit 35 Mail beantwortet hatte, gingen wir weiter und trafen so bald auf wohlbekannte Gesichter. Die nette Dame des freundlichen Witzeerzählers sah mich und animierte weitere Wanderer mich mit Applaus zu empfangen. Ich weiß bis heute noch nicht, ob ich da eher stolz oder peinlich berührt war. Aber süß war es schon.
Nun näherten wir uns auch schon langsam dem Ende des Tour. Das Tal öffnete sich wieder zu einem Teil, in dem die Ahr sehr breit und flach liegt, was einige Wanderer dazu nutzten Ihren Hund schwimmen und Bällchen fangen zu lassen. Unsere Amy hatten wir dieses Mal zu Hause bei unserer Tochter gelassen, was uns bei diesem Anblick kurz leid tat.
Über eine Brücke gelangten wir zur Hauptstraße und nahmen einen schmalen Durchgang neben dem Bikerhotel, der uns zum Tunnel leitete. Durch den Tunnel erreichten wir dann recht schnell wieder in den Ort Altenahr und machten uns auf zu unserem Auto, das wir ja in der „Geisterstadt“ geparkt hatten.
Nun verspürten wir doch ein angenehmes Hungerfühl und beschlossen, statt lange zu suchen, zielstrebig wieder zum Weinhaus Michaelishof in Mayschoß zu fahren , da es uns da am Vortag schon so gut gefallen hat.
Dies war eine sehr gute Entscheidung, denn statt Schnitzel, Steak und Co., bietet Familie Josten winzertypische Gerichte an. Kräuter aus dem eigenen Garten, Weintrauben, Burgundersoße , Winzerkraut und andere frische Zutaten machen das Essen zu einem regionalen Gaumenschmaus.
Fazit unserer Tour:
Auch wenn es für uns dieses mal eine Alternativroute war, hat uns das Langfigtal sehr gut gefallen und ist als ein schöner Spaziergang zu empfehlen.
Die Route kann nach Belieben auch weiter ausgedehnt werden, denn dank der Ahrtalbahn kann man in beinahe jedem Ort im Ahrtal wieder zu seinem Ausgangsort zurückfahren.